"Pack's leichter an!"
Gemeinsam gegen Muskel- und Skeletterkrankungen


Dr. Jukka Takala
Direktor Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz
'Gemeinsam gegen Muskel- und Skeletterkrankungen!' war das Thema der ersten Europäischen Woche für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, die in den damals 15 EU-Mitgliedstaaten im Oktober 2000 stattfand. Die Europäische Woche wird seither jährlich veranstaltet und hat fünf strategische Ziele: Sensibilisierung, Bereitstellung von Informationen, Entwicklung und Bereitstellung von Ressourcen, Förderung von Aktivitäten zur Verbesserung von Arbeitsplätzen und Ermittlung und Anerkennung von bewährten Praktiken.
Die Kampagne 2007 baut zwar auf der guten Ausgangsposition auf, die wir uns vor sieben Jahren verschafft haben, aber sie ist anders konzipiert. „Pack’s leichter an!“ setzt bei einem Konzept des integrierten Managements an, das drei wesentliche Elemente umfasst.
- Erstens: Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der Staat müssen zusammenarbeiten.
- Zweitens: Maßnahmen gegen Muskel- und Skeletterkrankungen müssen immer von der Vorstellung der „Belastung des Körpers insgesamt“ ausgehen, eingeschlossen alle sonstigen Belastungen, wie Stress, Arbeitstempo und Einschränkungen bei der Wahl der Arbeitsmethoden.
- Und drittens: Die Arbeitgeber sollten alles unternehmen, um die Rehabilitation zu erleichtern und um Betroffene wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern und im Unternehmen zu halten.
Die Kampagne schließt alle 27 Mitgliedstaaten, die Kandidatenländer und die Länder der Europäischen Freihandelszone (EFTA) ein. Ihr Höhepunkt ist die Europäische Woche für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit vom 22. bis 26. Oktober 2007. Vom Ausschuss hoher Arbeitsaufsichtsbeamter (SLIC) wird 2007 begleitend ebenfalls eine Kampagne gegen Muskel- und Skeletterkrankungen durchgeführt; wir arbeiten also auf diesem Gebiet eng zusammen.
Muskel- und Skeletterkrankungen stehen auf der Prioritätenliste der EU ganz weit oben, denn sie sind in praktisch allen Mitgliedstaaten die häufigste Ursache für Arbeitsausfälle. In einigen bedingen sie rund 40 % der Aufwendungen für Entschädigungsansprüche, das kann bis zu 1,6 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des betreffenden Landes ausmachen.
Muskel- und Skeletterkrankungen sind weder ein ausschließlich männliches Problem noch betreffen sie ausschließlich ältere Beschäftigte. Nach der letzten europäischen Umfrage haben geschätzte 6-7 Millionen Frauen im Gesundheitssektor täglich Patienten zu heben oder zu bewegen, von denen etwa zwei Drittel über Rückenschmerzen klagen, im Handel sind es 4-5 Millionen Frauen, die täglich schwere Lasten heben und handhaben. Auch unter den jungen ArbeitnehmerInnen sind überdurchschnittlich viele den typischen Risikofaktoren wie schwerer körperlicher Arbeit, ungünstigen Arbeitshaltungen, längerem Stehen oder Sitzen und repetitiver Arbeit ausgesetzt. Nach jüngsten Zahlen geben bereits etwa 4 Millionen junger Arbeitnehmer unter 25 in der EU an, unter arbeitsbedingten Rückenschmerzen zu leiden.
Muskel- und Skeletterkrankungen stellen jedoch keine unüberwindliche Problematik dar. Viele Probleme können vermieden oder stark vermindert werden. Das oberste Ziel der europäischen Kampagne ist es daher, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Sicherheitsbeauftragte, Praktiker, Präventionsdienste, politische Entscheidungsträger und andere Interessengruppen darin zu unterstützen, die Vorbeugung von Muskel- und Skeletterkrankungen am Arbeitsplatz zu verbessern. Die Einbeziehung der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist dabei äußerst wichtig – sie kennen ihren eigenen Arbeitsplatz am besten.
Wir stellen auf unserer Website (http://ew2007.osha.europa.eu) Informationen in 22 Sprachen bereit, bieten eine Finanzierungsbeihilfe für nationale Focalpoints in den Mitgliedstaaten zur Förderung, Anregung und Organisation von Aktivitäten auf nationaler Ebene und organisieren den Wettbewerb für gute praktische Lösungen sowie eine Abschlussveranstaltung, den „Gipfel zu Muskel- und Skeletterkrankungen“ im März 2008. Ich lade sie auch ein, mit dem eigens dafür kreirten neuen Napo-Film zu lernen, wie Sie Muskel- und Skeletterkrankungen vermeiden können.
Indem wir diese sehr begrüßenswerte Initiative der österreichischen Arbeitsinspektion unterstützen, hoffen wir, gemeinsam mit Ihnen, den Schutz der Gesundheit und Sicherheit der ArbeitnehmerInnen in Europa weiter voranzutreiben.
Dr. Jukka Takala
Direktor Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz