Bewertung und Beurteilung manueller Lastenhandhabung

Arbeitsinspektion
Die manuelle Handhabung von Lasten ist oft mit Gefahren für Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer/innen verbunden. Einerseits ergeben sich aus einer Überlastung gesundheitliche Gefährdungen, wie Herz-Kreislaufprobleme, Muskel- und Skeletterkrankungen oder gynäkologische Probleme. Andererseits kann sich das Risiko eines Arbeitsunfalles erhöhen, beispielsweise durch das Abrutschen einer schweren, unhandlichen Last oder durch die erhöhte Stolpergefahr.
Ermittlung und Beurteilung von Gefahren
Es ist notwendig, im Rahmen der Arbeitsplatzevaluierung auch die Gefährdungen durch manuelle Lasthandhabung unter die Lupe zu nehmen. Am Besten erfolgt dies durch die Aufteilung in zwei Teilbereiche:
- Ermittlung und Beurteilung möglicher Unfallgefahren
Unfallgefahren bei mLH (pdf-745 kB) - Ermittlung (Bewertung) und Beurteilung der Gesundheitsgefährdung (Belastung) der Arbeitnehmer/innen
Um die Belastung bewerten zu können, sind folgende Parameter zu quantifizieren:
- Zeit, Dauer, Weg oder Frequenz
- wirksame Last (Masse der Last oder Kraftaufwand)
- Körperhaltung bei der Lastenmanipulation, wobei grundsätzlich zwischen bestimmten Körperpositionen (Stehen, Sitzen) und Körperhaltungen (aufrecht, Oberkörper vorgeneigt oder verdreht usw.) zu unterscheiden ist
- Ausführungsbedingungen bei der Lastenmanipulation bedingt durch Verhältnisse der Arbeitsumgebung.
Aus Gründen der praktischen Bewertung und Beurteilung können folgende Arten der manuellen Lasthandhabung unterschieden werden:
- Hebe, Absetzen, Tragen
- Schieben oder Ziehen
- Betätigung von Stell- und Schaltteilen
Wichtig ist auch die Unterteilung nach verschiedenen Körperpositionen:
- stehende Körperpositionen (Abstützung des Körpers über Füße)
- sitzende Körperpositionen (Abstützung des Körpers über das Gesäß)
- liegende und sonstige Körperpositionen (Abstützung über andere Körperregionen)
Für die Bewertung der Gesundheitsgefährdung müssen auch die Konstitution und die Körperkräfte bzw. körperliche Gebrechen der Arbeitnehmer/innen sowie spezifische Gefahren für Frauen berücksichtigt werden. Wie die Bewertung und Beurteilung durchgeführt werden soll, ist derzeit gesetzlich nicht verbindlich geregelt. Allerdings legt das Mutterschutzgesetz eindeutige Grenzlasten für werdende Mütter fest.
Stufenkonzept für die Ermittlung (Bewertung) und Beurteilung der Gesundheitsgefährdung (Belastung) von Arbeitnehmer/innen bei manueller Lasthandhabung:
Stufe 1 - Datensammlung, Gefahrenermittlung
- Prüfen, ob nicht schon die Unterlagen von Hersteller/innen eine Bewertung, Beurteilung und Risikoeinstufung für die Belastung von Arbeitnehmer/innen, die manuelle Lasthandhabungen im Zusammenhang mit Maschinen durchführen, enthalten, z.B. Risikoeinstufung gemäß ÖNORM EN 1005 Teil 1 bis 5 "Sicherheit von Maschinen - Menschliche körperliche Leistung"
- Gefahrenermittlung mittels Checkliste (pdf-172 kB), Quelle: " EU-SLIC-Kampagne 2007", oder
- Gefahrenermittlung mittels HSE - Bewertungstabellen (Manual Handling Assessment Chart) " MAC - Tool", Quelle: " HSE".
Stufe 2 - für manuelle Lasthandhabung, bei deren Ermittlung gemäß Stufe 1 Gesundheitsgefahren nicht ausgeschlossen werden können, Bewertung und Beurteilung
- für das Heben, selbstbestimmte Halten und Tragen in stehenden, hockenden, knieenden oder gehenden Körperpositionen
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung von Heben, Halten, Tragen (pdf-281 kB)
LMM-HHT-Rechner (pdf-189 kB), Quellen: " BAuA" - für das Schieben und Ziehen (inkludiert Manipulation) in stehenden, hockenden, knieenden oder gehenden Körperpositionen
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung von Ziehen, Schieben (pdf-209 kB)
LMM-SZ-Rechner (pdf-245 kB), Quellen: " BAuA" - für die manuelle Lasthandhabung im Sitzen
Manuelle Lasthandhabung - Beurteilung Sitzposition (pdf-345 kB) - für werdende und stillende Mütter nach Lastgrenzen für Beschäftigungsverbote ( § 4 Abs. 2 Z 1 MSchG).
Stufe 3 - falls für bestimmte manuelle Lasthandhabungen erforderlich, spezifische Bewertung und Beurteilung
- gemäß ÖNORM EN ISO 11228 Part 1 to 3 "Ergonomics - Manual handling - Lifting and carrying, Pushing and pulling, Handling of low loads at high frequency" oder
gemäß ÖNORM EN 1005 Teil 1 bis 5 " Sicherheit von Maschinen - Menschliche körperliche Leistung"
- nach NIOSH-1993, EN 1005-2 mit Vergleich zur LMM-2001 mittels " Lastenrechner von ASER" (download)
- für nicht selbstbestimmtes Halten: Haltezeit - Haltekraft (pdf-711 kB)
- gemäß DIN 33411 Teil1 bis 5 "Körperkräfte des Menschen"
Eine andere Möglichkeit der Bewertung und Beurteilung von Heben und Tragen bieten so genannte Grenzlasttabellen - allerdings nur - wenn sie in modifizierter Form angewandt werden. D.h. neben Zeit und Last müssen auch die Haltungs- und Ausführungsbedingungen bei der manuellen Lasthandhabung berücksichtigt werden, z.B. Modifizierte Grenzlasttabellen (pdf-30 kB).