Schwere Arbeit - leicht gemacht

Drin Elsbeth Huber
BMWA, Sektion Arbeitsrecht und Arbeitsinspektion Abteilung Arbeitsmedizin und Arbeitshygiene
post@iii4.bmwa.gv.at
Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Gesundheitsstörungen der Beschäftigten in der Altenpflege, weshalb 2004 und 2006 Schwerpunktaktionen der Arbeitsinspektion in Pflegeheimen durchgeführt wurden, die sich dieser Problematik widmeten. Im Rahmen der Schwerpunktaktion 2006 wurde auch eine Informationsbroschüre des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit unter dem Titel „Schwere Arbeit leicht gemacht“ veröffentlicht.
Dieser Leitfaden, der an alle bei der Aktion erfassten Betriebe verteilt wurde, soll die Arbeitgeber/innen und Arbeitnehmer/innen bei der Durchführung der Evaluierung unterstützen. In dieser Broschüre (zu beziehen unter http://www.arbeitsinspektion.gv.at/AI/Service/Publikationen/default.htm) finden sich unter anderem zahlreiche Informationen zum Thema Heben, Tragen und Bewegen für den Pflegebereich, für die Küche, für die Reinigung, die Wäscherei und die Haustechnik.
Hintergründe der Schwerpunktaktionen der Arbeitsinspektion
Beim Heben, Tragen und Bewegen von Heimbewohner/innen nimmt die Belastung der Wirbelsäule von oben nach unten zu und ist in den Bandscheiben der Lendenwirbelsäule am größten. Diese Belastungen sind auch ein Grund für die häufigen Krankenstände und die hohe Fluktuationsrate in diesem Beruf.
Quelle: www.wdr.de
Während der Schwerpunktaktion im Jahr 2004 hat die Arbeitsinspektion in 348 Betrieben und bei der Wiederholung im Jahr 2006 in 407 Betrieben insbesondere die Situation der Evaluierung der Belastungen der Beschäftigten beim Heben, Tragen und Bewegen überprüft.
Von den Arbeitsinspektor/innen wurde mittels einer Checkliste das Vorhandensein folgender Präventivmaßnahmen überprüft:
- Technische Hilfsmittel (höhenverstellbare Betten, fahrbare Lifter, Pflegestühle, höhenverstellbare Badewannen, fahrbare Hebestühle, höhenverstellbare Untersuchungsliegen) und Verwendung von kleinen Hebe- und Tragehilfen (Rutschbrett, Rollboard, Drehscheiben, Halte- und Hebegürtel, Bettleiter, gleitende Hebekissen),
- Anwendung spezifischer Hebetechniken (Bobath-Konzept und Kinästhetik),
- arbeitsorganisatorische Maßnahmen (Pausengestaltung, Arbeiten im Team, ausreichende Unterweisung im Umgang mit Hebehilfen).
Präventions- und Interventionsmaßnahmen – Ergebnisse der Schwerpunktaktion 2006
Kleine Hebe- und Tragehilfen (Rutschbrett, Rollboard, Drehscheibe etc.)
Diese entlasten, neben den technischen Hilfsmitteln, ganz wesentlich die Wirbelsäule und den Muskel-Sehnen-Apparat der Arbeitnehmer/innen bei der pflegerischen Tätigkeit. Bei der ersten Schwerpunktaktion im Jahre 2004 wurde festgestellt, dass gerade die kleinen Hebehilfen nur wenig im Einsatz waren. Häufige Ursachen für das Nichtverwenden sind die mangelnde Sensibilisierung, die fehlende praktische Einschulung, geringe Motivation und Überschätzung der eigenen Körperkräfte. Eine gründliche Bedarfserhebung durch die Führungskräfte in Zusammenarbeit mit den Betroffenen und eine Praxisbegleitung in der Erprobungsphase helfen ganz wesentlich dabei die Akzeptanz zu erhöhen.
Im Rahmen der zweiten Schwerpunktaktion im Jahre 2006 wurden deshalb insbesondere die Durchführung und Methoden der Evaluierung der Hebe- und Tragetätigkeiten sowie die Beteiligung der Präventivfachkräfte und weiters die Unterweisung und die tatsächliche Verwendung kleiner Hebe- und Tragehilfen überprüft.
In nur 42 % der Betriebe gab es eine wirklich zufriedenstellende Evaluierung der manuellen Lastenhandhabung. In nur 36 % waren Sicherheitsfachkräfte und in nur 34 % Arbeitsmediziner/innen an der Erstellung der Evaluierung beteiligt. Bezüglich der Methoden, die bei der Ermittlung und Beurteilung der Gefährdung angewendet wurden, wurde nur in vier Betrieben die Leitmerkmalmethode, in den meisten anderen Heimen hingegen Schulungen und Unterweisungen (vor allem im Rahmen der Anwendung von spezifischen Hebetechniken und Hebe- und Tragehilfen), Mitarbeiter/innen - Befragungen, Pflege- und Fotodokumentationen, Beobachtungen der Präventivfachkräfte oder Physiotherapeut/innen, betriebliche Gesundheitsförderungsprojekte oder Teamgespräche angegeben.
Bei den kleinen Hebe- und Tragehilfen kommen offensichtlich am häufigsten der Halte- und Hebegürtel
(42 %), die Drehscheibe (41%) und das Rutschbrett (40 %) zum Einsatz. Weit weniger praxisrelevant scheinen das Rollboard (10 %), die Bettleiter (8 %) und das gleitende Hebekissen (10 %) zu sein.
Eine Unterweisung zur Handhabung der Hebehilfen wurde bereits in 85 % der Heime durchgeführt.
Schonende Arbeitstechniken
Beim Bobath-Konzept wird durch die Aktivierung der Bewegungsfähigkeit der Bewohner/innen die Belastung der Pflegefachkräfte vermindert. Auch Kinästhetik, ein handlungsorientiertes Bewegungskonzept, hat zum Ziel, die Bewegungs-, Berührungs- und Wahrnehmungsfähigkeit der Bewohner/innen zu verbessern. Die Pflegefachkräfte sollen lernen, sich mit den zu Pflegenden über die körperliche Berührung zu verständigen und die eigene Körperbewegung zu nutzen, um so die zu Pflegenden zu bewegen.
Quelle: Leitfaden „Schwere Arbeit – leicht gemacht“, BMWA, 2006
Die Überprüfung der Arbeitsinspektion ergab, dass erfreulicherweise bereits in 82 % der Heime kinästhetische Arbeitstechniken und in 60 % das Bobath-Konzept angewendet werden.
Arbeitsorganisatorische Maßnahmen
Als häufigste arbeitsorganisatorische Maßnahmen wurden in den überprüften Heimen das Arbeiten im Team (90 %), eine Unterweisung zur Handhabung der Hebehilfen (85 %) und ein Tätigkeits- bzw. Belastungswechsel (63 %) angegeben. Zusätzliche Erholpausen gibt es nur in 39 % der Betriebe.
Zusammenfassung
Abschließend ist festzustellen, dass in einigen der überprüften Pflegeheime bereits verschiedenartigste Maßnahmen zur Reduzierung der Belastungen der Beschäftigten umgesetzt wurden. Die Ergebnisse der Arbeitsinspektion zeigen jedoch auch, dass eine weitere intensive Beschäftigung mit diesem Thema erforderlich ist, damit die Beschäftigten in Pflegeheimen ihre Gesundheit länger erhalten können.