Schwere Körperliche Arbeit in der Bäckerei – Verbesserung durch den Einbau eines Beschickungsroboters

(Bäckerei Kasses)

Autor



Erich Kasses
Bäckerei Kasses

Muskel- und Skeletterkrankungen stellen keine unüberwindliche Problematik dar. Arbeitgeber/innen sollten mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie ein echtes Engagement für Sicherheit und Gesundheitsschutz zeigen und praktikable Maßnahmen zur Vermeidung und Reduzierung des Risikos für Muskel- und Skeletterkrankungen ergreifen. So sollten sie beispielsweise erwägen, ob sich die manuelle Handhabung von Lasten durch die Verwendung von motorisch angetriebenen Transport- und Fördergeräten vermeiden lässt.

Genau diese Überlegung hat ein Bäckereibetrieb in Niederösterreich angestellt und bietet somit ein gutes Beispiel, wie Arbeitskräfte durch eine ergonomische Innovation in der Backstube wirksam vor Wirbelsäulenschäden geschützt werden können. Denn Bäcker/innen und Bäckereipersonal üben an den Öfen eine körperlich schwere und anstrengende Arbeit aus.

Typisch ist das Heben und Tragen von Behältern, in Kleinbetrieben auch von Säcken und das Hantieren mit Backblechen. Aufgrund unhandlicher Abmessungen ist die Arbeitshaltung dabei oft unergonomisch. In manchen Betrieben müssen schwere und unhandliche Gegenständen über unebene Verkehrswege getragen werden, was besonders problematisch ist wenn das Schuhwerk der Arbeitnehmer/innen schlecht oder der Boden verunreinigt ist, da hierdurch die Gefahr auszurutschen und zu stürzen steigt. In den Arbeitsräumen ist es heiß, weil einerseits Mindesttemperaturen eingehalten werden müssen, andererseits weil von den Öfen Hitze ausgeht. Direkt an den Backöfen besteht oft Verbrennungsgefahr.

Auch in der Bäckerei Kasses in Thaya im Waldviertel, einem Betrieb mit 16 Mitarbeitern, waren die Arbeitsbedingungen an den Öfen schwer. Beim Beschicken mussten Abziehapparate mit Gewicht bis 25 kg mannshoch gestemmt, beim Entladen heiße Produkte mit Backschaufeln aus 2 m Tiefe herausgezogen werden. Dies erfolgte unmittelbar an der Ofenfront bei Hitze und beißendem Dampf.


Ausgangssituation: händisches Beschicken der Backöfen

Als es aus wirtschaftlichen Gründen notwendig wurde, einen neuen Ofen anzukaufen, wurde das als Anlass genommen gleichzeitig die Arbeitsorganisation zu verbessern. Durch den Einbau eines neuartigen Beschickungsroboters wurden die Arbeitsabläufe an den Backöfen so verändert, dass schwere körperliche Arbeit unter extremen Bedingungen entfällt. Als technische Lösung wurde eine Ladeanlage gewählt, die Öfen unterschiedlicher Hersteller beschicken kann.


Beschickungsroboter LEO

Der Be- und Entlader wird in günstiger Arbeitshöhe manuell beladen, fährt auf Knopfdruck zum Ofen und beschickt bzw. entlädt die Herde des Ofens halbautomatisch.


Programmieren der Beschickungsanlage

Mit dieser neuartigen Beschickungsanlage für Etagenbacköfen verschiedener Bauart konnte die Arbeitssicherheit deutlich erhöht werden. Die Gefahr von Verbrennungen am Ofen, Verhebungen an schwerem Gerät, Quetschungen beim Ein- und Ausschießen der Backware ist fast ausgeschlossen. Das Be- und Entladen wird in ergonomisch günstiger Arbeitshöhe vorgenommen. Stresssituationen, beispielsweise bei anstehenden Ofenentladungen, wurden verringert.

Die Verringerung körperlich schwerer Arbeit vor den Backöfen ist nach wie vor ein äußerst aktuelles Thema für alle Bäckereien. Die Bäckerei Kasses ist daher gerne bereit, die Erfahrungen aus diesem Projekt an andere Betriebe weiterzugeben (Ansprechperson: Herr Erich Kasses; Tel. 02842/526 57; E-Mail: baeckerei@kasses.at).

2002 wurde der Betrieb für dieses Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit mit dem Staatspreis Arbeitssicherheit ausgezeichnet.