Erkrankungen der großen Gelenke und Peripherie

Dr. Martin Pinsger
Facharzt für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
ordination.dr.martin@
pinsger.at
Schultergelenk
Das Schultergelenk ist ein stark muskulär geführtes Gelenk. Beschwerden der Schulter treten oftmals gemeinsam mit Problemen des Nackens auf. Verspannungen und Fehl-Schultergelenk-Bewegungen an der Halswirbelsäule z.B. durch Zwangshaltungen, Überkopfarbeiten oder Lastenmanipulation, werden an die Schulter weitergeleitet und führen dort zu vermehrter Beanspruchung der Muskulatur (vor allem Musculus supraspinatus). Die in diesem Bereich liegenden Schleimbeutel und Sehnenplatten reagieren auf die ständige Überforderung mit Schleimbeutelentzündungen und Degeneration der Sehnenplatte mit oder ohne Einlagerung von Kalkdepots. Diese lokalen Raumforderungen hemmen die Schulterbewegung und verursachen starke Schmerzen. Aus dem s.g. Impingementsyndrom (Einengung unter dem Schulterdach) entsteht oftmals als Folge einer schmerzbedingten Ruhigstellung der Schulter die s.g. Frozen Shoulder (Schultersteife). Prinzipiell können an der Schulter eine ganze Reihe von Schleimbeutel und Sehnenscheiden Probleme auslösen.
Röntgen und Ultraschalldiagnostik sind entscheidend für ein rasches Erkennen und behandeln der Erkrankungen. Eine Ruhigstellung der Schulter ist nur in Ausnahmesituationen erlaubt!!
Ellenbogengelenk
Am Ellenbogengelenk dominiert der Sehnenansatzschmerz sowie Entzündungen der Sehnen an Ursprüngen und Ansätzen. Bekannt sind diese Erkrankungen bei Sportlern unter „Tennisellenbogen“. Allerdings sind alle Tätigkeiten, die eine massive Verspannung der Unterarmmuskulatur auslösen wie sie z.B. bei Maurern/innen, Mechanikern/innen, Transportarbeitern/innen oder Tischlern/innen angetroffen werden, als Ursache für Tendopathien zu finden. Es kommt zum Verquellen der Sehnenplatten und zu einer schmerzhaften Reizung der Sehnenansätze. Eine fachgerechte Behandlung kann eine Chronifizierung der Beschwerden verhindern. Veränderungen im Arbeitsumfeld und der Bewegungsabläufe sind unvermeidlich.
Hüftgelenk
Erkrankungen des Hüftgelenks sind häufig, wobei die Ursachen sowohl genetisch sein können (Hüftdysplasie) als auch durch Fehlbelastung hervorgerufen werden. Übergewicht, Entzündungen oder Überbeanspruchung können zu Knorpelabrieb und Flüssigkeitsvermehrung im Gelenksraum führen. Die straffen Bänder lassen eine Flüssigkeitsausdehnung nicht zu und es folgen Schmerz und Bewegungseinschränkung. Die Hüfte neigt auch zu Knochennekrosen in Folge von Durchblutungsstörungen oder nach Verletzungen. Diese Knochenschwäche führt unerkannt in wenigen Wochen zum Verlust der Gelenksform und damit zum Einbruch des Hüftkopfes. Oftmals erkranken Schleimbeute und Sehnenansätze am Trochanter major (großer Rollhügel) durch chronische Belastung, wodurch ebenfalls Leistungseinbußen und Schmerzen auftreten. Auch Verkalkungen sind Ausdruck ständiger Überlastung.
In manchen schwerwiegenden Fällen bleibt oft nur der frühzeitige Ersatz des Hüftgelenkes durch eine Hüftprothese.
Kniegelenk
Das Kniegelenk ist sehr anfällig für Verletzungen und Überlastungen. Verdrehungen oder Stürze führen ebenso wie dauernde Zwangshaltungen bei Tätigkeiten im Knien (z.B. Fliesenleger/innen, Bodenleger/innen, Tunnelarbeiter, Bergbau) zu Schädigungen der Menisken, Schleimbeutel, Bänder und Knorpelsubstanz, wodurch Spätfolgen (Sekundärarthrosen) unvermeidlich sind.
Durch den altersbedingten Verlust an Knorpelgewebe müssen auch gewisse Belastungen modifiziert werden. Harte Schläge gegen die Knochenlamellen am Kniegelenk z.B. durch Stoßbelastungen, führen unweigerlich zu Mikrofrakturen und Knochenmarködemen. Diese wiederum bremsen den Knochenstoffwechsel und führen zu Zysten und lokalen Sinterung. Es entstehen so kleine Knocheneinbrüche, welche jedoch die weitere Belastbarkeit des Kniegelenks massiv reduzieren. Somit ist die rechtzeitige Diagnose (Magnetresonanztomographie) bei Kniegelenksschmerzen von großer Bedeutung. Maßnahmen wie entsprechende Schutzausrüstungen (Knieschoner), Änderung der Arbeitsplatzsituation oder wechselnde Tätigkeiten können zur Prävention beitragen.
Sprunggelenk und Fuß
Viele Berufsgruppen müssen ihre Tätigkeiten im Stehen oder Gehen ausüben. Besonderes Augenmerk ist daher auf die Sprunggelenke, Achillessehnen, Mittel- und Vorfuß zu legen.
Stark verspannte Wadenmuskel, ungeeignetes Schuhwerk, Überlastung durch langes Gehen und Stehen aber auch Unterforderung können häufig Schäden an der Achillessehne hervorrufen. Diese reagiert mit Entzündungen, in weiterer Folge mit Verquellen der Sehnen und Nekrosezonen. Klingt das Beschwerdebild nicht ab, so kann eine Teil- oder Totalruptur (Riss) die Folge sein.
Gutes Schuhmaterial ist bei Fußproblemen von besonderer Bedeutung. Für die Achillessehne sind gedämpfte Absätze und intensives Stretching der Wadenmuskulatur entscheidend.
Oberes und unteres Sprunggelenk werden häufig traumatisch beschädigt. Beim s.g. Supinationstrauma kommt es häufig zu Bandläsionen, aber auch Einblutungen in die Gelenke. Auch Knorpel- und Knochendefekte sind in diesem Zusammenhang häufig und werden oftmals bagatellisiert. Folgeschäden sind Instabilitäten und Sekundärarthrose in den Gelenken.
Mittelfuß und Vorfuß bilden eine Art Brücke zu den Zehen. Übergewicht, langes Stehen und Gehen führen zu massiven Biege- und Scherbelastungen. Die Folge sind Ermüdungszonen im Knochen bis hin zur Ermüdungsfrakturen. Auch überlastete Vorfußköpfchen reagieren mit lokaler Entzündung oder Knochennekrose (M. Köhler II). Röntgen und Magnetresonanz bringen den diagnostischen Erfolg. Entsprechende Schuhe und Einlagenversorgung sind von großer Bedeutung.
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